Blühende Fassaden

Hotel Schwärzler
Kletterpflanzen an Gebäuden haben eine lange Tradition. Viele alte Gebäude werden von Efeu oder Wildem Wein bewachsen. Sie sind Wetterschutz und Gartenkunst in einem. Am 115 Jahre alten Gebäude des Hotel Schwärzler in Bregenz wächst der Efeu schon seit Jahren und wird einmal jährlich in Form geschnitten.


Die Blätter von Pflanzen filtern Schadstoffe und Feinstaube aus der Luft, senken die Umgebungstemperatur und dämpfen den Lärm. An vielen Lärmschutzwänden werden daher Kletterpflanzen eingesetzt, wie in diesem Beispiel das heimische Waldgeißblatt (Lonicera periclymenum) entlang der Bahn.


Gleichzeitig bietet der Fassadenbewuchs zahlreichen Tieren, Insekten und Vögeln, einen Unterschlupf. Spatzen, Amseln oder auch Zaunkönig bauen sich hier Nistplätze und suchen Unterschlupf. Der spät blühende Efeu bietet auch noch im Herbst zahlreichen Wildbienen und Schmetterlingen Nektar, die Blüten des Geißblatts bieten insbesondere den Nachfalter Nahrung.


Spalierobst, Weinreben oder Rosen machen aus einer Wand geradezu einen vertikalen Garten. Die wärmeliebenden Pflanzen profitieren von der aufgeheizten Hausmauer, die sie gleichzeitig vor Wind schützt. Spaliere, Spanndrähte oder Gitter bieten den Pflanzen halt und können durch entsprechenden Schnitt in die gewünschte Wuchsform gebracht werden, so wie hier die Apfelbäume an der Hauswand der INATURA.


© Conrad Amber
Neben den bodengebundenen Kletterpflanzen, die ihre Nährstoffe und Wasser direkt aus dem Boden beziehen, gibt es in Großstädten auch immer mehr fassadengebundene Begrünungen. Das wohl bekannteste Beispiel in Österreich ist das Magistratsgebäude MA 48 der Stadt Wien. Aber auch in Innenhöfen von Schulen (hier eine Wiener Schule im Bild) werden diese Systeme zur Aufwertung der Aufenthaltsqualität eingesetzt. Wasser- und Nährstoffversorgung erfolgt über ein ausgeklügeltes Bewässerungssystem.


Einen anderen und nicht minder spannenden Weg in der fassadengebundenen Begrünung gehen die Architekten Frédéric Chartier and Pascale Dalix. Die Fassade der Grundschule Ecole primaire publique des Sciences et de la Biodiversité in der Nähe von Paris ist einer kluftigen Felswand nachgeahmt. Pflanzen und Tiere finden auf den Vorsprüngen und Einbuchtungen Platz, um sich wie in der Natur spontan und ohne menschliches Zutun einzurichten.


Kletter-, Rank- und Schlingpflanzen sind vielfältig einsetzbar. Sie kleiden nicht nur Hauswände und Mauern, sondern bieten auf Terrassen und Plätzen mit entsprechenden Stützen uns Menschen Schatten, eine angenehme Umgebung und wenn gewünscht einen Sichtschutz. In einer Wohnanlage in Lustenau wurden diese Vorteile im gemeinsamen Innenhof genutzt.

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